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Reisetagebuch 60. Tag; Sonntag, 09.08.2009
von irgendwo überm großen Teich
nach Jena/ Thüringen
Tagesstreckenkarte
     
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The old english Breadspider

Nachdem wir schon  mit Verspätung in Chicago starteten, war die Zeit zum Umsteigen in London entsprechend knapp. Unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich.  „The old english Breadspider“ hatte wieder ihr Netz gespannt. Erstes Opfer waren die im Duty Free in Chicago erworbenen Spirituosen.

Obwohl mitsamt Quittung in eingeschweißte Beutel verpackt, ließ sich the old english Breadspider diese leckere Beute nicht entgehen. Flasche für Flasche wurde eingezogen und landete in ihrem Netz. Die Laune der nach und nach durch die Sicherheitskontrolle gehenden Kameraden wurde durch solche Aktionen nicht besser, die Verwünschungen immer lauter, die Mundwinkel der Brotspinne gingen nach unten. In diesem Moment fiel ich mit einem 15 Jahre alten Dalwhinnie und unserer kompletten elektronischen Ausrüstung als neunter und letzter ins Netz dieser bescheuerten englischen Spinne.

Wie selbstverständlich wurde als erstes der Whisky konfisziert. Dieser traurige Abgang des guten Single Highland Malt ließ dann aber doch den Highlander in mir erwachen. Ich diskutierte mit der Brotspinne, dass ich gerade aus einem Land mit Sicherheitsphobie komme und dort bereits alle erdenklichen Kontrollen über mich ergehen lassen habe. Außerdem will ich nicht einreisen, ich befinde mich lediglich im Transit. Als ich im Eifer des Gefechts die Vokabel für „wunderschöne Heimat“ der Spinne nicht fand und statt dessen versehentlich „verschissene Insel“ sagte, war es aus.

Mein Fingerzeig auf mein Ticket mit der gerade ablaufenden Abflugzeit und mein zum Schulenglisch zurückgefallenes „Hurry up“ nützen nichts mehr. Genüsslich spielte die verschissene Brotspinne auf ihrer verschissenen Insel ihre Macht aus, ließ alle mitgeführte elektronische Ausrüstung auspacken, erneut durchleuchten und dann auch noch vorführen. Meine Freunde und der Anschlussflug waren weg. Ich hing im Netz der Spinne fest. Nächster freier Flug 6 Stunden später, an Ankunft zu Hause ist am heutigen Tag nicht mehr zu denken. Schach Matt.

Matt? Ein Feld war noch frei. Ich ging zurück und erklärte der Breadspider, dass ich ja nun Zeit hätte und die eingesammelten Vorräte der Kameraden als normales Gepäck durchleuchten lassen und aufgeben würde. Das dümmliche Gerede bzgl. Flüssigkeiten an Bord wäre damit hinfällig.
Die Brotspinne war nun sichtlich verwirrt. Sie redete sich dann damit heraus, dass ich ja nicht nachweisen könne, welche der vielen Flaschen in ihrer Beute zu mir gehörten. Bei einer konnte ich das aber dann doch: Ich riss zumindest den Dalwhinnie aus dem Spinnenetz, gab ihn als Gepäck auf. Nach 1440 Stunden außer Landes kam ich am Abend endlich wieder in Deutschland an. Meine erste Amtshandlung war, zwischen den Hartschalenkoffern eine Flasche Whisky aus dem Gepäckband herauszufischen. God old Europe. Welcome home.

Zum Schluß noch eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist Hoffis Schwester samt Family, die extra wegen mir noch mal zum Airport kam und mich in Sekundenschnelle zum ICE nach Thüringen lotste. Vielen Dank nochmal. Die schlechte Nachricht ist die, dass die sechs Stunden vorher eingetroffenen Kameraden lediglich drei Rucksäcke aus dem Gepäck bekamen. Sechs Rucksäcke und unsere große rote Kiste sind verschollen. „The old english breadspider“ hat sie auf ihrer verschissenen Insel behalten.

So fahre ich nun völlig verspätet mit meinem „Handgepäck“ durch die Thüringer Nacht und hoffe, dass auch mich noch jemand um Mitternacht am Jenaer Westbahnhof abholt.

Zum allerletzten Mal
„Die Fünf, The Five, El Sinco“


Weiterführende Links:
London Heathrow Airport
Dalwhinnie Whisky
verlorenes Gepäck bei British Airways
Autohaus Fischer