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Reisetagebuch 9. Tag; Donnerstag, 18.06.2009
von irgendwo in den patagonischen Fjorden
nach irgendwo in den patagonischen Fjorden
Temperatur: 0° C
Tagesstreckenkarte
Tagesstrecke: 517 km Gesamtstrecke: 2.192 km Höhenlage: 0 m
     
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Venceremos?

Ein paar Jahre nach dem Ende der Schulzeit und somit dem Ende des Russischunterrichts trampte ich zu tiefsten Zonenzeiten mit meinem Freund Trio nach Bulgarien. Wir standen vor kyrillischen Straßenschildern und konnten im ersten Moment nichts entziffern. Doch nach der ersten Nacht in einer Turistischeskaja Spallnja, in der wir uns alle uns bekannten russischen Vokabeln aufsagten, wurden wir in kürzester Zeit wieder fit, konnten nach kurzer Zeit auch wieder kyrillisch lesen und haben gestaunt, was man aus hinteren Schubladen im Gehirn noch so rausholen kann.

Einen ähnlichen Effekt gab es heute im Morgengrauen. Im leicht vor sich hin rüttelnden Schiffsrumpf konnte keiner mehr einschlafen und wir kamen auf unsere Chile Kenntnisse aus der Schulzeit zu sprechen. Salvador Allende, Louis Corvalan, Pablo Neruda, General Pinochet und die Unidat Popular sind Namen, die jeder unserer Generation kennt. Aber wie war das noch mal alles?

Jedem viel wieder etwas ein und es war erstaunlich, wie viele Kenntnisse über Chile und den damaligen Militärputsch wir durchschnittliche Mitteleuropäer in kürzester Zeit zusammentrugen. Selbst der Boykott des WM Qualifikationsspiels Chile-UdSSR tauchte wieder auf, weshalb die Chilenen dann zur WM74 in Deutschland auftauchten.

Die interessanteste Anekdote lieferte uns dann aber doch unser „Lonely Planet“ Reiseführer. Präsident Salvador Allende beging bei der Erstürmung seines Präsidentenpalastes am 11. September (schon wieder…) Selbstmord. Er erschoß sich mit einem Maschinengewehr. Einem Geschenk von Fidel Castro…

Venceremos?

Wie vom Kapitän versprochen, beginnt es Vormittags tatsächlich aufzuklaren. Mit unserem Dampfer durch die Fjorde zu schippern, ist ein unbeschreibliches Naturerlebnis. Die steil aus dem Meer aufsteigenden Berge sind bewaldet und ihre Spitzen schneebedeckt. Im Wechselspiel von Wolken und Sonne entsteht, eine geradezu unwirkliche Kulisse. Wo die Sonne auf das Meer trifft, wird das Wasser zu Streifen gleisenden Lichts. Von Felsen eingerahmt und von tiefhängenden Wolken überspannt, ist der Blick in den dahinterliegenden Fjord wie in eine andere sagenumwobene Welt. Bald müssen wir auf die offene See. Hier soll das Wetter etwas ungemütlicher werden.

In der Abenddämmerung geht es dann tatsächlich sportlich zur Sache. Windstärke 7, 4-5 m hohe Wellen schütteln das Schiff mächtig durch. Und dann sind es nur noch 8 von 11. Hechti füttert als erster die Fische. Horst und Treffer erwischt ebenfalls schlimm. Wie dahinsiechende Zombies hauchen sie mit aschfahlen Gesichtern im purpur der Longesessel. Eine große Welle von Backboard und unser Horst pfeift mit samt seiner Sitzgelegenheit wie eine Cruise Missles durch den Raum und kickt dabei auch noch Treffer samt Sessel aus der Wertung. Natürlich zur allgemeinen Erheiterung aller anderen Kameraden. Zum Abendbrot sind wir fast allein.

Der neue Tag beginnt und die See wird langsam ruhiger…

„Vier“, „Fünf“, „Sieben“

Weiterführende Links:
Chile auf wikipedia.de
Dean Reed - Venceremos
Fußball WM 1974 auf wikipedia.de
Seekrankheit